„Tag 1 – Ist das so?“

Ein neues Kapitel. Ein neues Atmen. Ein neues Vertrauen.

Gestern war Montag. Ich nenne ihn: Tag 1.
Der erste Tag ohne Natalie im Haus.

Ich habe den ganzen Tag mein Herz gespürt.
Wirklich gespürt.
Nicht analysiert, nicht weggedrückt, nicht beschwichtigt.
Ich habe geweint. Viel.
Ich habe zwei wundervolle Yogaeinheiten gegeben – aus meinem Innersten heraus.
Die Peter Lichtlächeln Akademie in der Vorstadtstraße 6, 73494 Hohenberg, lebt.
Vielleicht sogar ehrlicher denn je.
Ich spüre: Ich habe nichts zu beweisen. Ich darf einfach da sein.

Ich habe neun Stunden lang das Haus neu geordnet.
Mit Achtsamkeit. Mit Tränen. Mit Liebe.
Jedes Objekt, jede Ecke – ein Spiegel.
Ein Spüren, ein Loslassen, ein Neu-Ordnen.
Ich habe mir Zeit genommen. Fürs Dasein. Für den Raum. Für das Jetzt.

Und während ich da so durch die Räume schwebte (ja, manchmal eher taumelte),
kam eine alte Geschichte in mir hoch.
Eine Geschichte von Osho. Und sie wurde zur Mitte meines Tages.


„Ist das so?“ – Die Geschichte vom Weisen

In einem Dorf bekommt die Tochter des Dorfältesten ein Kind.
Beschämt behauptet sie, der Vater sei der alte Weise vom Berg.

Die Dorfbewohner stürmen wütend zu ihm, geben ihm das Kind –
und er sagt nur: „Ist das so?“

Ein Jahr vergeht.
Die junge Frau gesteht die Wahrheit – es war ein anderer.
Die Familie geht zurück, bittet um Vergebung, will das Kind wiederhaben.

Der Weise gibt das Kind zurück –
und sagt wieder: „Ist das so?“


Diese Geschichte hallte den ganzen Tag in mir.
Sie ist kein Urteil. Kein Drama. Kein Widerstand.
Nur Hingabe. Präsenz.
Sie erinnert mich daran:
Ich muss nichts einordnen.
Ich darf einfach sagen: „Ist das so?“


Und dann kam Tag 2

Heute ist Dienstag. Tag 2.

Ich wache mit einem leisen Lächeln auf –
nicht, weil alles leicht wäre, sondern weil ich den Weg weitergehe.

Und wieder taucht eine Geschichte in mir auf.
Diese kenne ich aus dem Zen-Bereich – du kennst sie sicher auch:


„Kann sein – kann auch nicht sein“ – Die Geschichte vom Bauern

Ein alter Bauer hat ein Pferd. Es läuft davon.
Die Nachbarn jammern: „Wie schlimm!“
Er sagt: „Kann sein. Kann auch nicht sein.“

Das Pferd kommt zurück – mit einer Herde wilder Pferde.
Die Nachbarn jubeln: „Was für ein Glück!“
Der Bauer: „Kann sein. Kann auch nicht sein.“

Der Sohn verletzt sich beim Zähmen eines der Pferde.
„Wie furchtbar!“, sagen die Leute.
Der Bauer: „Kann sein. Kann auch nicht sein.“

Ein Krieg bricht aus. Alle jungen Männer müssen an die Front – nur sein Sohn nicht.

Und der Bauer? Bleibt. Atmet. Lächelt. Sagt:
„Kann sein. Kann auch nicht sein.“


Diese zwei Geschichten begleiten mich.
Nicht als Flucht aus dem Schmerz.
Sondern als Einladung, nicht an Geschichten zu kleben.
Nicht an Gut oder Schlecht, Schuld oder Hoffnung, Recht oder Unrecht.

Was ist – ist.
Und was kommt – kommt.
Und ich darf einfach da sein.


Und jetzt?

Jetzt ist Tag 2.
Ich atme. Ich bin traurig. Ich bin ruhig. Ich bin lebendig.
Ich bin mittendrin in einer neuen Geschichte.
Sie beginnt nicht mit einem Plan, sondern mit einem Atemzug.

Und ich spüre:
Ich weiß nichts.
Aber ich bin da.

Jetzt gehe ich erstmal
mit meinen Kindern in die Stille,
ins Spielen
und zum Pizzaessen mit Herz.

Weil genau das gerade alles ist, was zählt.

Mit einem Lichtlächeln im Bauch,
dein
Peter

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